1300
Die Stadt zählt rund 3000 Einwohner.
1305
Das erste Naumburger Rathaus (praetorium) wird erwähnt. Es steht
am topfmarkt südlich der Stadtkirche St. Wenzel. Bischof Ulrich setzt,
um Irrungen und Streitigkeiten zu schlichten, den Schoß für
landwirtschaftliche und gewerbliche Produkte fest. Neben dem Siegel des
Bischofs und des Kapitels ist erstmals auch das der Stadt angehängt.
1306
Der Naumburger Waidhandel wird erwähnt. Er ist "gewaltig und
stark", heißt es in den Aufzeichnungen des Stadtschreibers
Sixtus Braun. Naumburg wird nach Erfurt zu einem der wichtigsten Waidorte
im sächsisch-thüringischen Wirtschaftsraum.
1314
In dem ersten (lateinisch geschrieben) Geschoßbuch der Stadt werden
als schon bestehend genannt: Herren-, Marien-, Jakobs-, Vieh-, Neu- und
Salzgasse, Markt-, Wein- und Rosengarten, Reußenplatz. Damit ist
der ganze Umfang der Altstadt beschrieben.
1318
Das Heilig-Geist-Hospital vor dem Jakobstor wird erwähnt. Es ist
wie das Jakobshospital vor dem Salztor der Aussätzigenpflege bestimmt.
Im 16. Jahrhundert gerät es stark in Verfall und muß schließlich
1630 "uffs neue gebauet" werden.
1323
Ab dem Jahr finden sich alle Ratsmitglieder in ihrer Folge aufgezeichnet.
Die ersten beiden Bürgermeister, die zum Jahre 1323 genannt werden,
heißen Ditmar von der Neustadt und Wicker von Sulza. Bischof Heinrich
gibt den "Fleischhouwern" eigene Statuten. Die Innung des Fleischerhandwerks
ist somit die älteste der Stadt.
1325
Bischof Heinrich überläßt dem Moritzkloster das Laurentiushospital
südwestlich der Domkirche. Das für Kranke und Reisende bestimmte
Hospital liegt gegenüber der unteren Pforte des Klosters und wird
1544 der freiheitischen Gemeinde zugewiesen.
1329
Im Ergebnis innerstädtischer Auseinandersetzungen wird bestimmt,
daß fortan "sechs Personen von den Reichen und sechs Personen
von den Armen" in den Ratsstuhl gezogen werden sollen. Beginn einer
allmählichen Demokratisierung der städtischen Selbstverwaltung.
In dem Jahr erhalten auch die Naumburger Bäcker eigene Innungsrechte.
Erstmals wird in der darüber aufgerichteten Urkunde der Naumburger
"Stollen" erwähnt.
1332
Bischof Heinrich veranlaßt eine umfassende Ummauerung der Domfreiheit,
namentlich von dem damals neu erbauten Othmarstore an, den Stadtgraben
entlang, bis hin zum Steinweg.
1336
Konrad von Rothowe und Johann Lapicida, Bürger der Stadt Naumburg,
stiften ein Hospital für Arme, Kranke und Fremde. Die Verwaltung
des Hospitals erfolgt von Anfang an unter Einbeziehung des Stadtrates.
Das Hospital ist dem heiligen Jakob geweiht.
1337
Das Naumburger Stadtrecht wird zusammenfassend überliefert. Damit
ist eine Reform in der städtischen Gesetzgebung zum Abschluß
gebracht worden, die mit der Umgestaltung der Verfassung von 1329 begonnen
hat. Die meisten Elemente des Naumburger Stadtrechtes sind jedoch wesentlich
älter und unter Einbeziehung des Magdeburger Weichbildrechtes entstanden.
1343
Bischof Witticho von Miltitz erhebt die Marienkirche (Ecclesia Beatea
Mariae virginis) zur Kollegiatkirche. Die von Udo II. (1161-86) gegründete
Kirche südöstlich vom Dom wird im Brand von 1532 nahezu vollständig
zerstört und nicht wieder aufgebaut. Nur der gotische Chor der Marienkirche
bleibt vom Brande verschont.
1345
Der Wenzelskirchhof wird erwähnt, als zum Gedächtnis der Verstorbenen
auf dem Gottesacker eine Ewige Lampe gestiftet wird.
1348
Ab dem Jahr setzen die Rechnungen des Naumburger Rates (Stadtrechnungen,
Kämmereirechnungen) ein. Darin erscheint erstmals auch ein Stadtschreiber
und ein Ratsadvokat. Ebenfalls erstmals werden die Juden, "die sich
in der Stadt aufgehalten und darin geduldet werden", erwähnt.
Sie beanspruchen ein eigenes Wohnquartier (Jüdengasse) südöstlich
vom Markt mit Kirche (Synagoge), Schule und Bad (Mikwe). In demselben
Jahr erstürmen Naumburger Bürger zum Schutze ihres Handels die
Rudelsburg und zerstören dieselbe. Dabei kommt ein "Instrumentum
für griechisches Feuer", ein Pulvergeschütz, zur Anwendung.
Das Viehtor (Wenzelstor) wird erstmals erwähnt.
1349
Der Rat läßt das Hochgericht - den Rabenstein - auf dem Wetthügel
südöstlich der Stadt erbauen. Auch richtet er in den Toren und
Kirchen Wachen ein, "weil er sich vor den Juden gefürchtet.
Inmaßen denn auch der Rat etliche getaufte Juden hat verbrennen
lassen." Der Schützenmeister (auch Armbruster genannt) wird
erwähnt. Er zählte zur familia civitas und hatte vor allem die
Armbrüste instandzuhalten, die auf dem Rathaus lagen. Dafür
erhält er einen festen Jahressold sowie Sommer- und Wintergewand.
1348 und 1349 werden etwa 133 Armbrüste gezählt.
1363
Das Herrentor gegenüber der Domfreiheit (Herrenfreiheit) wird erwähnt.
Funktion und Gestalt ist von Anfang an anders als bei den übrigen
Toren der Bürgerstadt.
1369
Gassenmeister und Seniores aus den Gemeinden werden erwähnt. 1485
sind ihre Aufgaben als kontrollierendes Organ der Gemeinden umfassend
beschrieben. Das Reichskammergericht entscheidet 1687, daß die Bürgerschaft
24 Personen zu Gassenmeistern und 12 zu Rechenherren vorschlagen sollen.
1374
Neue Gerichtsordnung. Sie bestimmt, daß neben dem bischöflichen
auch der Stadtrichter für peinliche Fälle zuständig ist.
1416 wird der städtische Schultheiß Richter genannt. Kaiser
Karl IV. nimmt den Naumburger Handel unter seine besondere Obhut. In einem
Schutzbrief entbietet er allen Fürsten, Grafen, freien Herren, Rittern,
Burggrafen, Amtleuten, Räten und Gemeinden, die "Bürger
und Insassen der Stadt Naumburg im ganzen Reiche und in Böhmen mit
ihrem Leib, Hab und Gut auf jede Weise zu schirmen und sie sicher zu geleiten".
1376
Für 28 Groschen erwirbt der Rat (von einem fremden Becherer) ein
Trinkhorn. Das kräftige Büffelhorn in massiver Silberfassung
ist heute noch im Besitz der Stadt.
1379
Bischof Witticho gestattet dem Rat, auf Teilen des Gottesackers von Sankt
Wenzel ein Kaufhaus zu errichten. Ob es sich dabei um einen Neubau oder
nur um eine Erweiterung handelt, ist ungewiß. Aus dem ersten Kaufhaus
der Stadt geht 100 Jahre später das Borten- und Bänderhaus (Hintergebäude
Markt 5) hervor. Bischof Witticho verliert in dem gleichen Jahr zugunsten
der Stadt die bedeutsamen Zollrechte.
1384
Die Stadt wird von einem Brand schwer heimgesucht. Auch das Rathaus und
die Stadtkirche St. Wenzel halten den Flammen nicht stand. Noch in dem
Jahr beginnt der Rat mit dem Wiederaufbau der Stadt. Die zerstörten
Häuser in der Jüdengasse läßt er auf seine Kosten
wieder aufbauen. Nun wird auch der bis dahin nur "versteinte"
Holzmarkt zum Teil bebaut und mit bischöflicher Genehmigung eine
neue Straße von der Ziegelei am Jakobstor bis zum (alten) Salztor
angelegt. Die Straße führt heute noch nahezu unverändert
um die Stadt. Für den Neubau des fast völlig zerstörten
Rathauses erwirbt der Rat 12 niedergebrannte Hofstätten an der Westseite
des Marktplatzes. Das dort errichtete Rathaus wird 1396 schon wieder umfassend
erneuert.
1393
Guß der ersten Steinbüchse. Nach den Ratsrechnungen wiegt
sie 4 1/2 Zentner. Ihr Durchmesser beträgt etwa 21 Zentimeter. 1411
folgen zwei weitere mit 16 1/2 und 13 1/2 Zentimeter Kaliber.
1398
Bischof Ulrich II. überläßt der Stadt den wichtigen Salzzoll.
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