1500
Die Stadt zählt etwa 6.000 Einwohner.
1503
Die Auseinandersetzungen zwischen Domkapitel und Stadtrat nehmen an Heftigkeit
zu. So stößt die Absicht des Kapitels, die ihm zustehende Windmühle
am Stadtgraben vor dem Herrentore abzubrechen, um dort einen Turm zu bauen,
auf Widerstand des Rates, der darin eine Gefahr für die Stadtgemeinde
sah. Der Konflikt gelangt bis zum Bischof und zum Landesherrn. Auch als
das Kapitel ein Gebäude vor dem Salztor am Stadtgraben errichten
will, protestiert der Rat und trägt seine Beschwerde bis zum Kurfürsten
vor.
1507
Erstmals wird ein von der medizinischen Fakultät approbierter Arzt
erwähnt. Das ist der Stadtphysikus D. Johann Gebstädt, der schon
1515 Stadtapotheker genannt wird. Seine Apotheke ist im Haus am Markt
Ecke Jakobstraße. Gebstädt wird in den Folgejahren mehrmals
in das Bürgermeisteramt gewählt. Als rühriger Humanist
fördert er eifrig die Stadtschule, die Schola senatoria. 1531 ist
er gestorben.
1508
Das Salztor am südwestlichen Befestigungsring wird erbaut. Es ist
das stärkste Verteidigungswerk der Stadtbefestigung. Im Vergleich
zu den anderen Stadttoren zeigt es geringfügige Abweichungen. Sein
Hof ist rechteckig, an der Südostecke mit einem quadratischen, an
der Nordwestecke mit einem runden Turm besetzt. 1824 abgetragen. Das Ansuchen
der Barfüßermönche, in der Neugasse ein Kloster für
ihren Orden zu errichten, wird vom Rat abgelehnt.
1510
Das Muhmenhaus (Hebammenhaus, auch "Storch" genannt) und das
Viehtor werden erbaut. Auch die Staupe auf dem Marktplatz wird vollendet.
Wie der Schandstein an der Rathausecke stand sie nach altem Herkommen
dem Stadtrat zu. In diesem Zusammenhang betont der Rat abermals seine
Autonomie und Rechte in Fragen der peinlichen Gerichtsbarkeit. So darf
des Bischofs Richter niemand peinlich befragen oder martern ohne des Rates
Zustimmung. Auch setzt er allein und in eigener Verantwortung die Schöffen
ein. Darüber ist letztendlich in Leipzig ein Urteil gefällt
worden. Die Stadt führt ab dem Jahr ein neues Siegel. Es zeigt den
geharnischten Sankt Wenzel mit Herzoghut und Fahnenlanze. Das Schild mit
Schlüssel und Schwert trägt die Umschrift: Secretum civitatis
nümbürgenn.
1514
Kaiser Maximilian bestätigt am 19. April dem Rat und der Gemeinde
der Stadt Naumburg ihre Messen. Es ist das älteste kaiserliche Meßprivileg
für Naumburg. Das nächste stammt von Kaiser Karl V. und ist
auf dem Reichstag zu Worms ausgestellt.
1516
Der Rat läßt die sogenannten Abzuchten (Kanalisation) erweitern
und modernisieren. Dieses kommunale Bauvorhaben ist nicht nur zeitaufwendig,
sondern fordert auch beachtliche Mittel aus dem städtischen Haushalt.
In dem Jahr läßt der Rat auch noch das Gemeindebackhaus errichten,
den Platz um die Wenzelskirche pflastern und am Dach der Stadtkirche arbeiten.
1517
Ein im Oktober ausgebrochenes Feuer vernichtet fast die ganze Stadt.
Der Chronist Sixtus Braun berichtet: "Mittwoch nach Galli, am Tage
Ursulae (21. Oktober) ist ein erbärmliches und schreckliches Feuer
aufgegangen, welches der Hausmann nicht inne geworden und deshalb solch
großen Schaden getan, sonderlich am Rathause und der neuen Waage,
daß die Gewölbe und Gemächer gänzlich eingefallen
und sonst die ganze Stadt in Asche gelegt worden, also man auf dem Markte
zu allen Toren hinausgesehen." Nach dem Brand im Oktober Wiederaufbau
der Stadt und ihrer zerstörten Gebäude. Neubau des Rathauses
(bis 1528/29), Erneuerung von Kirche, Gefängnis, Ratswaage, Gewandhaus,
Frauenhaus, Fleischbänke, Bürgerhäuser. Die Mittel werden
zum Teil durch Sammlungen und Almosen aufgebracht. Bischof Philipp, "der
noch gesehen, wie die Kohlen glimmen, rauchen und dampfen", unterstützt
zwar die Geldsammlungen mit Bittbriefen, doch verzichtet er nicht auf
seine Jahresrente, "die nicht mehr als 225 Floren angelangt."
1518
Die Wenzelskirche erhält neue Glocken. Die von einem unbekannten
Meister gegossenen Glocken hängen heute noch an ihrem alten Platz
in der Glockenstube des Turmes.
1521
Aufenthalt Martin Luthers in Naumburg. Er wird von dem kaiserlichen Herold
Kaspar Sturm, dem späteren Naumburger Bischof Nikolaus von Amsdorf
und dessen Ordensbruder Pezzensteiner begleitet. Luther wohnt im Hause
des Bürgermeisters Greßler am Markt. Die Ratsrechnungen notieren
die Ausgaben von 23 Groschen und 3 Pfennige für Wein und Bier.
1522
Naumburger Schützenhof. Er zählt zu den prächtigen in
der Geschichte des hiesigen Schützenwesens. Auch Bischof Philipp
nimmt an den Feierlichkeiten teil.
1524
Abschaffung des sogenannten Spendenessens für sozial Schwache und
Bedürftige. 1323 hatten die Ratsherren beschlossen, daß diese
Spende "ewig, solange Naumburg stünde", gegeben werden
sollte. Zugleich läßt der Rat das Armenwesen in der Stadt neu
regeln.
1525
Der Bauernkrieg berührt Naumburg. Die Stadt nimmt zahlreiche adelige
Familien vom Lande und die Mönche des Moritzklosters auf. Die Bauernaufständler
stehen vor dem Kloster Pforte und vor Sankt Moritz, die Stadt wird dennoch
verschont. Unruhen gibt es aber in der Stadt. Am Fastnachtstage (1. März)
kommt es zu einer offenen Verhöhnung von Papst und katholischem Wesen.
Im Sommer predigt Magister Johann Langer in Sankt Wenzel. Er ist der erste
vom Stadtrat angestellte evangelische Prediger Naumburgs. Nach seiner
Amtsenthebung 1529 geht er nach Coburg und ist dort 1548 als Superintendent
gestorben. Als erster Schulmeister an der Schola senatoria wird Herr Bakkalaureus
Ammerbach angenommen und Wolfgang Schumann zum Diener im Zuchthaus (Schule)
bestellt.
1526
Das Kirschfest wird erstmals unter diesem Namen erwähnt. Die Annalen
berichten: "Das Kirschfest mit den Schulknaben hat sich angefangen,
also daß die Knaben in einem Garten Kirschen gegessen und darauf
am Tage Mariä Magdalena eine Kollation (Festessen) gehalten worden,
deren Kosten der Rat getragen."
1532
Die Stadt stellt sich unter den Schutz des Landesherren. Kurfürst
Johann der Beständige schickt daraufhin den protestantischen Geistlichen
Gallus nach Naumburg. Die neue Glaubensbewegung gewinnt jetzt festen Boden.
In der Othmarskirche reicht Magister Kramer das Abendmahl in beiderlei
Gestalt. Am Sonntag Quasimodogenitur bricht auf der Freiheit ein Feuer
aus, "daß die Freiheit vor dem Herrentor ganz und gar nebst
allen Domherrenhöfen bis auf die Domprobstei, die Kirche, das Kloster
Sankt Georgen und den Dom und das Gefängnis abgebrannt." Der
Dom hatte innen wie außen schweren Schaden genommen. Die Instandsetzung
der Kirche beschäftigt Generationen. Die Brandspuren sind noch 1395
zu sehen. Der Rat läßt als Zeichen seiner Loyalität die
Porträts der beiden Kurfürsten in der Werkstatt Lucas Cranachs
in Wittenberg malen. Acht Gulden kosten ihn die Bilder, die immer noch
im Besitz der Stadt sind.
1535
Der Jurist Nikolaus Krottenschmidt übernimmt mit Beginn des Jahres
das Stadtschreiberamt. Er hatte zuvor in Leipzig Jura studiert und 1531
den Grad eines Bakkalaureus erworben. 1536 beginnt er mit der Niederschrift
seiner "Naumburger Annalen". Er stirbt 1561 und wird in der
Wenzelskirche vor dem Ratsstuhl begraben.
1536
Einweihung des neuen Gottesackers vor dem Marientor durch Justus Jonas.
Am 29. Oktober wird die erste Beisetzung (Böttcher Schönmann
aus der Mariengasse) vollzogen. Reichskammerentscheid. Die Stadt erhält
das Patronatsrecht über St. Wenzel. Kurze Zeit darauf trifft im kurfürstlichen
Auftrag Luthers Freund Nikolaus Medler hier ein. Er wird der erste Naumburger
Superintendent, der "Reformator der Stadt". Medler organisiert
den protestantischen Gottesdienst durch die "Naumburger Kirchen-
und Schulordnung" (1537), die von Luther, Pomeranus und Melanchton
examiniert wurde.
1537
Die Ratsschule (Senatoria) wird mit der neuen Schulordnung in eine evangelische
Gelehrtenschule umgewandelt. Sie dient aber auch den allgemeinen Bildungsbedürfnissen
der Stadtbürger. Im Georgenkloster richtet Abt Thomas Hebenstreit
eine protestantische Klosterschule ein. In dieser Schule werden 150 Knaben
unterrichtet. Hebenstreit, seit 1510 Abt des Georgenklosters, zählt
zum Freundeskreis Luthers, der ihm 1541 seine Verdeutschung von Melanchthons
Querela Lazari widmet. Die Schule wird 1547 aufgelöst.
1541
In Zeitz stirbt Bischof Philipp von Freisingen. Der Naumburger Rat nimmt
an der Leichenfeier in Zeitz nicht teil. Ein kurfürstliches Schreiben
hat ihn vor einer möglichen Teilnahme an dem "papistischen Begängnis"
gewarnt. Nachfolger im bischöflichen Amt wird der Zeitzer Dompropst
Julius von Pflug. Kurfürst Johann Friedrich erklärt diese Wahl
aber für ungültig und läßt das Zeitzer Schloß
besetzen.
1542
Kurfürst Johann Friedrich bestimmt einen neuen, protestantischen
Theologen zum Bischof von Naumburg. Am 18. Januar wird Nikolaus von Amsdorf
in das bischöfliche Amt eingesetzt. Das geschieht durch Luther selbst.
Die Inthronisation wird in der Weise vollzogen, "wie sie in der heiligen,
christlichen und apostolischen primitiven Kirche" gebräuchlich
gewesen ist. Das Domgymnasium wird in eine evangelisch-humanistische Gelehrtenschule
umgewandelt. Die Domschule entstand mit dem Naumburger Bistum und ist
eine der ältesten Schulen in Deutschland. Die Pest fordert abermals
zahlreiche Opfer. Auch Ratsherren und angesehene Bürger "sind
davongegangen".
1543
Der Rat kauft das südwestlich am Markt liegende Grundstück
und errichtet dort das "Schlößchen", die Residenz
des ersten und einzigen evangelischen Naumburger Bischofs, Nikolaus von
Amsdorf. Baumeister ist Hans Witzleube, seit 1517 Ratssteinmetz und seit
1523 Ratswerkmeister. Sein Name ist mit dem Rathausbau nach 1517 untrennbar
verbunden. Christoph Dresler, letzter Propst des Moritzklosters, stirbt
am 28. Oktober. Sein Grabstein in der Klosterkirche zeigt ihn in dem durch
Martin Luther eingeführten Gewand eines evangelischen Geistlichen.
1544
Nach Verhandlungen in Weimar erwirbt die Stadt vom Kurfürsten das
Moritzkloster mit allen Liegenschaften. Mit der Niederlegung der baufälligen
Klostergebäude entstehen die "Neuen Güter" unter der
Gerichtsbarkeit des Stadtrates. Aus dem gleichzeitig aufgelassenen Georgenkloster
wird eine kurfürstliche Domäne, das "Amt Naumburg".
Für sie ist ein Amtmann zuständig, bis sie später dem Rat
unterstellt wird. In dem gleichen Jahr läßt der Rat die Kirche
zu Rödigen abbrechen. Der Ort in der Nähe des Galgenberges zählt
1445 neben den Bauernwirtschaften auch ein Vorwerk mit Sattelhof. Die
Kapelle des Dorfes hatte der Bischof dem Rat überwiesen.
1547
Kurfürst Johann Friedrich verliert im Schmalkaldischen Krieg (1546-53)
Freiheit und Kurwürde. Nikolaus von Amsdorf verläßt für
immer das Schloß in Zeitz. Ihm folgt in das Amt Bischof Julius von
Pflug, der zunächst in der Dompropstei Quartier nimmt. Das bischöfliche
Amt bekleidete er bis zu seinem Tode im Jahre 1564. Er liegt in der Zeitzer
Schloßkirche begraben. Kaiser Karl V. hält sich in Naumburg
auf. Er wohnt im Hause von Veit Laube am Markt 10. In seiner Begleitung
sind die beiden gefangenen Fürsten Philipp von Hessen und Kurfürst
Johann Friedrich. Sie werden im Gasthof "Zum Scheffel" bzw.
im Georgenkloster untergebracht. Mit der Wittenberger Kapitulation erhält
Herzog Moritz die Schutzherrschaft über das Stiftsland Naumburg-Zeitz.
1549
Bau des Stadtgefängnisses am Rosengarten. An dem Bau arbeiten der
Zimmermann Josten und Schlossermeister Barthel Wolff. Für die Steinmetz-
und Maurerarbeiten zeichnet Hans Witzleube verantwortlich. Der mit Ritzzeichnungen
und Inschriften ausgestattete Gefängnisbau ist in seiner Ursprünglichkeit
erhalten. Bischof Julius von Pflug erläßt zu Beginn des Jahres
eine Kleider-, Hochzeit- und Luxusordnung. Danach werden die Bürger
in drei Klassen geschieden. Jedem dieser Stände wird die Tracht für
Männer, Weiber und Kinder vorgeschrieben. Auch die Strafen bei Verstößen
werden bestimmt. An diese Ordnung hat man sich nur schwer halten können.
1561 mußte sie abermals in der Gemeinde publiziert werden.
1550
Ab dem Jahr wird der (1542 angelegte) vorstädtische Friedhof auch
von der Moritzgemeinde genutzt. Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen
hatte der Othmargemeinde diesen Platz als Begräbnisstätte überlassen.
Bis dahin wurden die Toten auf dem Gelände an der Othmarskirche begraben.
1551
Die Stadt erhält vom Kurfürsten Moritz die bisher zum Kloster
Pforte gehörige Mühle in Altenburg (Almrich). Auch die Tuchmacher
nutzen eine ihnen überlassene Walkmühle in Almrich. Erstmals
wird der Kornmarkt auf den alten Gottesacker an der Wenzelskirche verlegt.
Zwei Jahre später kommt er wieder an den alten Ort "vor Hans
Weißens Torweg" (im Marienviertel), weil der Platz vor Sankt
Wenzel" nicht zuträglich sein wolle".
1556
Der steinerne Scheffel am Rathaus wird vollendet. Gleichzeitig Umbau
der oberen Ratsstube, "so die Fürstenstube genannt". Ein
neuer Wendelstein vermittelt den Zugang zum 2. Obergeschoß, der
Aufgang wird mit einer prächtigen Portalanlage versehen. Sie ist
eine Arbeit des Meisters Hans. Der Stadtgottesacker erhält vom Marientor
aus einen neuen Zugang. 1561 wird der Friedhof erweitert und mit Wänden
(Mauern) umgeben, 1565 erhält er neue Tore und Schwibbogen.
Der neue Rabenstein südöstlich der Stadt wird erbaut. Erster
dort hingerichteter ist Paul König. Von ihm erhält der Platz
den Namen "Königstein".
1560
Der Rat läßt die Häuser an der Südseite des Marktplatzes
abtragen und an dieser Stelle ein neues Gebäude errichten, "darin
schöne Keller und Gewölbe".
1561
Naumburger Fürstentag. Neben dem Kurfürsten erscheinen auch
zwei päpstliche Nuntien und eine kaiserliche Gesandtschaft. Etwa
4.000 Pferde werden in der Stadt gezählt. Trotz glänzender Festspiele
kommt die angestrebte Vereinigung innerhalb des deutschen Protestantismus
nicht zustande.
1562
Die "Essen" auf dem Rathause werden abgeschafft, desgleichen
auch alle "heimlichen Gesäufe und Kollationen". Lediglich
das Fastnachtsessen wird beibehalten. Die Reihe der Festessen ist bis
dahin endlos. Sie wird eingeschränkt, "weil der Fresserei zuviel
gewesen." Auch das Verhalten der Geistlichen wird beklagt, da sie
sich in ihren Häusern "täglich voll und toll söffen".
1564
Am 3. September stirbt in Zeitz der letzte Naumburger Bischof, Julius
von Pflug (1542-1564). Sein Leben ist erfüllt in den Bemühungen,
einen Ausgleich der einander befehdeten Bekenntnisse zu erreichen und
die Zerwürfnisse in der Kirche zu überwinden. Mit seinem Tode
scheidet Naumburg endgültig aus der Reihe der katholischen Bistümer.
Das Hochstift Naumburg wird Bestandteil Kursachsens, das aber weiterhin
reichsunmittelbares Gebiet bleibt und durch Personalunion mit Sachsen
verbunden ist. In dem Jahr stirbt auch Kaiser Friedrich I. Der Rat läßt
deswegen die Glocken läuten und eine Predigt halten, "sonderlich
darum, daß ihre Majestät das Sakrament in zweierlei Gestalt
vor Ihrem Abschiede genommen." Kaspar Ratzenberger wird Apotheker
und Ratsphysikus. Er ist zugleich Amtsphysikus des Domkapitels. Doktor
Ratzenberger wohnt in dem Haus Jakobstraße 8. Vor den Toren und
an dem Wege nach Grochlitz richtet er sich botanische Gärten ein.
Er stellt ein Herbarium vivium zusammen, das er 1592 dem Landgrafen Moritz
von Hessen widmet. Dafür erhält er einen vergoldeten Becher
und 300 Gulden. Dr. Kaspar Ratzenberger stirbt im Jahre 1603.
1565
Magister Siderus wird Pfarrer an Sankt Wenzel. Unter ihm werden die ersten
Naumburger Kirchenbücher angelegt.
1567
Die Stadt erhält das Besetzungsrecht für 5 (7) Freistellen
an der Landesschule Pforte.
1568
Umfassende Erneuerung der Wenzelskirche. Neben einem Neuanstrich (auch
der Orgel) erhält sie ein neues Gestühl für die Prädikanten
und eine Empore für die Schüler. Hand Weis, Bürger der
Stadt Naumburg, läßt sich ein prunkvolles Epitaph von dem Meister
Hans W. arbeiten. Das Grabmal mit der Darstellung der Dreifaltigkeit steht
im Stadtmuseum.
1570
Der Stadtrat wird reformiert. Das geschieht mit Zustimmung des Kurfürsten.
Gründe sind die hohen Kosten und die unangemessene Zahl der Ratspersonen,
"fast untüchtige Leute, die weder lesen und schreiben konnten".
Jetzt dürfen nur noch 8 Personen in jedem Rat sitzen.
1574
Harnisch, Bürger und Ratsangehöriger der Stadt Naumburg, läßt
sich ein neues Haus in der Marienstraße erbauen. Das Gebäude
erhält ein prächtiges Portal, das im Türbild den Kampf
Simson mit den Löwen und am Gewände die Halbfiguren der Apostel
Peter und Paul zeigt. Für die Ausführung der anspruchsvollen
Arbeiten zeichnet der Steinmetz Jost Negelin verantwortlich.
1575
Die zum Klostergut gehörigen "Georgener Güter" gehen
an den Rat über. Sie werden vermessen und an Naumburger Bürger
vergeben, die dafür den Zehnten zu zahlen haben.
1577
Sixtus Braun, um 1550 in Döbeln (Sachsen) geboren, wird Stadtschreiber
und Syndikus in Naumburg. Einige Jahre später avanciert er zum Bürgermeister.
Braun ist ein Historiker von Rang. Seine "Annales Numburgenses"
zählen zu den besten Quellenwerken Naumburger Geschichte. Bis zu
seinem Tode am 18. Juli 1614 bewohnt Sixtus Braun das Haus Markt 2.
1579
Lamprecht von Altensee erwirbt für 1250 Taler den Gasthof "Zur
Glocke" (Jakobstraße 25) und errichtet dort sein Wohnhaus.
Sein Wappen und das seiner Frau zieren die unteren Felder des prächtigen
Renaissance-Erkers. An dem Bau ist vermutlich auch der bekannte Baumeister
und Steinmetz Conrad Steiner beteiligt. Seit 1804 ist in dem schönen
Bürgerhaus eine kurfürstliche Poststelle, seit 1859 das Telegraphenamt
der Stadt untergebracht.
1581
Lorenz Stiefel (Stiphelius) wird Kantor an der Ratsschule. Er wirkte
auch als Kapellmeister an der Wenzelskirche. Stiefel schrieb mehrere musikalische
Werke, ein Compendium musicum und ein geistliches Liederbuch. Er ist 1614
gestorben.
1584
Die Wenzelskirche erhält einen neuen Predigtstuhl (Kanzel). Sie
ist eine Arbeit des Naumburger Bildschnitzers Heinrich Hase. Magister
Sidero weiht sie am Gründonnerstag mit der ersten Predigt ein. 1725
wird sie durch die jetzige barocke Kanzel ersetzt. Zum ersten Male nimmt
der Rat Stadtpfeiffer an. Sie sollen vornehmlich die Kantorei stärken
und der Kirche eine Zier sein. Dafür erhalten sie eine jährliche
Besoldung von 40 Gulden.
1585
Der Rat läßt im Februar einen neuen hölzernen Galgen
auf den Höhen südöstlich der Stadt errichten. An der westlichen
Weichbildgrenze gegen den Ort Almrich wird die Schweinsbrücke in
Stein erbaut. Die Michaelisgasse in der Vorstadt erhält ein Straßenpflaster.
1588
Erste Naumburger Apothekenordnung. Der Entwurf von 1584 stammt von Dr.
Kaspar Ratzenberger. Er geht auf einen Erlaß Kaiser Karl V. - "Reformation
guter Polizeiordnung" - und auf die davon abgeleitete kurfürstlich-sächsische
Landesordnung zurück. In dem Jahr werden in Naumburg neun Diebe auf
einmal hingerichtet. Ein Annalist bemerkt deshalb: "Naumburg ist
der Spitzbuben und Diebe Großmutter."
1591
David Scheffel erbaut vor dem Salztor den später nach ihm benannten
Gasthof "Zum Scheffel". Er sollte "drei Gemach" hoch
sein, was der Rat aber untersagte. Die Regierung genehmigt ihm schließlich
einen Steinbau mit zwei Stockwerken.
1594
Rathausumbau. Ratsbaumeister Conrad Steiner aus Bamberg führt die
wichtigsten Steinmetz- und Maurerarbeiten aus. Seine Meistermarke mit
Jahreszahl von 1594 ziert das schöne spätgotische Portal an
der Seite zur Herrenstraße.
1595
Zwischen dem Rat und dem Dompropst Johann von Haugwitz wird ein wichtiger
Vergleich getroffen. Er bestimmt, daß die Bindung der Bewohner auf
der Pfarre an das Domkapitel für immer beseitigt und die einstige
bischöfliche Enklave aufgehoben wird. Erbgericht, Zinsen, Lehne,
Dienste und Frohne gehen nun eigentümlich und erblich an den Rat
über. Gleichzeitig wird der Austausch einiger Grundstücke und
Häuser reguliert. Damals werden 27 Häuser, 4 Hofstätten
und drei Scheunen auf dem Holzmarkt gezählt. Ein Jahr später
- am 2. November 1596 - erhalten die Bewohner auf der Pfarre (Holzmarkt)
das volle Bürgerrecht.
1596
Johann von Krakau, seit 1575 Domherr, wird zum Dechanten an der Domkirche
gewählt. Er ist mit Maria, geborene von Gersdorf, verheiratet. Unter
ihm wird die Bischofskurie am Domplatz 1 vollendet. Er stirbt am 24.10.
1606 und liegt in der Domkirche begraben. Krakau schrieb eine Naumburger
Chronik unter dem Titel: "Catalogus Episcoporum Numburgensium".
Nach einer gegen Ende des Jahres aufgestellten Einwohnerliste zählt
der Dombezirk 226 Häuser. Sie liegen im Herren-, Brunnen-, Othmars-
und Windmühlenviertel.
1597
Johann Bürger wird Diakonus an Sankt Wenzel. Bürger hatte in
Wittenberg und Leipzig studiert. Seine Chronik "Annales Numburgenses"
ist ein wichtiges Quellenwerk zur Naumburger Geschichte. Der 1520 wiederhergestellte
Turm der Wenzelskirche erhält ein neues Uhrwerk "samt einer
Kugel zum Mondschein". Beim Aufzug der kleinen Siegerglocke öffnet
sich das Seil, so daß die Glocke herunterstürzt, aber "gottlob
keinen Schaden nahm."
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