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Chronik der Stadt Naumburg(Saale)

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1500

Die Stadt zählt etwa 6.000 Einwohner.


1503

Die Auseinandersetzungen zwischen Domkapitel und Stadtrat nehmen an Heftigkeit zu. So stößt die Absicht des Kapitels, die ihm zustehende Windmühle am Stadtgraben vor dem Herrentore abzubrechen, um dort einen Turm zu bauen, auf Widerstand des Rates, der darin eine Gefahr für die Stadtgemeinde sah. Der Konflikt gelangt bis zum Bischof und zum Landesherrn. Auch als das Kapitel ein Gebäude vor dem Salztor am Stadtgraben errichten will, protestiert der Rat und trägt seine Beschwerde bis zum Kurfürsten vor.


1507

Erstmals wird ein von der medizinischen Fakultät approbierter Arzt erwähnt. Das ist der Stadtphysikus D. Johann Gebstädt, der schon 1515 Stadtapotheker genannt wird. Seine Apotheke ist im Haus am Markt Ecke Jakobstraße. Gebstädt wird in den Folgejahren mehrmals in das Bürgermeisteramt gewählt. Als rühriger Humanist fördert er eifrig die Stadtschule, die Schola senatoria. 1531 ist er gestorben.


1508

Das Salztor am südwestlichen Befestigungsring wird erbaut. Es ist das stärkste Verteidigungswerk der Stadtbefestigung. Im Vergleich zu den anderen Stadttoren zeigt es geringfügige Abweichungen. Sein Hof ist rechteckig, an der Südostecke mit einem quadratischen, an der Nordwestecke mit einem runden Turm besetzt. 1824 abgetragen. Das Ansuchen der Barfüßermönche, in der Neugasse ein Kloster für ihren Orden zu errichten, wird vom Rat abgelehnt.


1510

Das Muhmenhaus (Hebammenhaus, auch "Storch" genannt) und das Viehtor werden erbaut. Auch die Staupe auf dem Marktplatz wird vollendet. Wie der Schandstein an der Rathausecke stand sie nach altem Herkommen dem Stadtrat zu. In diesem Zusammenhang betont der Rat abermals seine Autonomie und Rechte in Fragen der peinlichen Gerichtsbarkeit. So darf des Bischofs Richter niemand peinlich befragen oder martern ohne des Rates Zustimmung. Auch setzt er allein und in eigener Verantwortung die Schöffen ein. Darüber ist letztendlich in Leipzig ein Urteil gefällt worden. Die Stadt führt ab dem Jahr ein neues Siegel. Es zeigt den geharnischten Sankt Wenzel mit Herzoghut und Fahnenlanze. Das Schild mit Schlüssel und Schwert trägt die Umschrift: Secretum civitatis nümbürgenn.


1514

Kaiser Maximilian bestätigt am 19. April dem Rat und der Gemeinde der Stadt Naumburg ihre Messen. Es ist das älteste kaiserliche Meßprivileg für Naumburg. Das nächste stammt von Kaiser Karl V. und ist auf dem Reichstag zu Worms ausgestellt.


1516

Der Rat läßt die sogenannten Abzuchten (Kanalisation) erweitern und modernisieren. Dieses kommunale Bauvorhaben ist nicht nur zeitaufwendig, sondern fordert auch beachtliche Mittel aus dem städtischen Haushalt. In dem Jahr läßt der Rat auch noch das Gemeindebackhaus errichten, den Platz um die Wenzelskirche pflastern und am Dach der Stadtkirche arbeiten.


1517

Ein im Oktober ausgebrochenes Feuer vernichtet fast die ganze Stadt. Der Chronist Sixtus Braun berichtet: "Mittwoch nach Galli, am Tage Ursulae (21. Oktober) ist ein erbärmliches und schreckliches Feuer aufgegangen, welches der Hausmann nicht inne geworden und deshalb solch großen Schaden getan, sonderlich am Rathause und der neuen Waage, daß die Gewölbe und Gemächer gänzlich eingefallen und sonst die ganze Stadt in Asche gelegt worden, also man auf dem Markte zu allen Toren hinausgesehen." Nach dem Brand im Oktober Wiederaufbau der Stadt und ihrer zerstörten Gebäude. Neubau des Rathauses (bis 1528/29), Erneuerung von Kirche, Gefängnis, Ratswaage, Gewandhaus, Frauenhaus, Fleischbänke, Bürgerhäuser. Die Mittel werden zum Teil durch Sammlungen und Almosen aufgebracht. Bischof Philipp, "der noch gesehen, wie die Kohlen glimmen, rauchen und dampfen", unterstützt zwar die Geldsammlungen mit Bittbriefen, doch verzichtet er nicht auf seine Jahresrente, "die nicht mehr als 225 Floren angelangt."


1518

Die Wenzelskirche erhält neue Glocken. Die von einem unbekannten Meister gegossenen Glocken hängen heute noch an ihrem alten Platz in der Glockenstube des Turmes.


1521

Aufenthalt Martin Luthers in Naumburg. Er wird von dem kaiserlichen Herold Kaspar Sturm, dem späteren Naumburger Bischof Nikolaus von Amsdorf und dessen Ordensbruder Pezzensteiner begleitet. Luther wohnt im Hause des Bürgermeisters Greßler am Markt. Die Ratsrechnungen notieren die Ausgaben von 23 Groschen und 3 Pfennige für Wein und Bier.


1522

Naumburger Schützenhof. Er zählt zu den prächtigen in der Geschichte des hiesigen Schützenwesens. Auch Bischof Philipp nimmt an den Feierlichkeiten teil.


1524

Abschaffung des sogenannten Spendenessens für sozial Schwache und Bedürftige. 1323 hatten die Ratsherren beschlossen, daß diese Spende "ewig, solange Naumburg stünde", gegeben werden sollte. Zugleich läßt der Rat das Armenwesen in der Stadt neu regeln.


1525

Der Bauernkrieg berührt Naumburg. Die Stadt nimmt zahlreiche adelige Familien vom Lande und die Mönche des Moritzklosters auf. Die Bauernaufständler stehen vor dem Kloster Pforte und vor Sankt Moritz, die Stadt wird dennoch verschont. Unruhen gibt es aber in der Stadt. Am Fastnachtstage (1. März) kommt es zu einer offenen Verhöhnung von Papst und katholischem Wesen. Im Sommer predigt Magister Johann Langer in Sankt Wenzel. Er ist der erste vom Stadtrat angestellte evangelische Prediger Naumburgs. Nach seiner Amtsenthebung 1529 geht er nach Coburg und ist dort 1548 als Superintendent gestorben. Als erster Schulmeister an der Schola senatoria wird Herr Bakkalaureus Ammerbach angenommen und Wolfgang Schumann zum Diener im Zuchthaus (Schule) bestellt.


1526

Das Kirschfest wird erstmals unter diesem Namen erwähnt. Die Annalen berichten: "Das Kirschfest mit den Schulknaben hat sich angefangen, also daß die Knaben in einem Garten Kirschen gegessen und darauf am Tage Mariä Magdalena eine Kollation (Festessen) gehalten worden, deren Kosten der Rat getragen."


1532

Die Stadt stellt sich unter den Schutz des Landesherren. Kurfürst Johann der Beständige schickt daraufhin den protestantischen Geistlichen Gallus nach Naumburg. Die neue Glaubensbewegung gewinnt jetzt festen Boden. In der Othmarskirche reicht Magister Kramer das Abendmahl in beiderlei Gestalt. Am Sonntag Quasimodogenitur bricht auf der Freiheit ein Feuer aus, "daß die Freiheit vor dem Herrentor ganz und gar nebst allen Domherrenhöfen bis auf die Domprobstei, die Kirche, das Kloster Sankt Georgen und den Dom und das Gefängnis abgebrannt." Der Dom hatte innen wie außen schweren Schaden genommen. Die Instandsetzung der Kirche beschäftigt Generationen. Die Brandspuren sind noch 1395 zu sehen. Der Rat läßt als Zeichen seiner Loyalität die Porträts der beiden Kurfürsten in der Werkstatt Lucas Cranachs in Wittenberg malen. Acht Gulden kosten ihn die Bilder, die immer noch im Besitz der Stadt sind.


1535

Der Jurist Nikolaus Krottenschmidt übernimmt mit Beginn des Jahres das Stadtschreiberamt. Er hatte zuvor in Leipzig Jura studiert und 1531 den Grad eines Bakkalaureus erworben. 1536 beginnt er mit der Niederschrift seiner "Naumburger Annalen". Er stirbt 1561 und wird in der Wenzelskirche vor dem Ratsstuhl begraben.


1536

Einweihung des neuen Gottesackers vor dem Marientor durch Justus Jonas. Am 29. Oktober wird die erste Beisetzung (Böttcher Schönmann aus der Mariengasse) vollzogen. Reichskammerentscheid. Die Stadt erhält das Patronatsrecht über St. Wenzel. Kurze Zeit darauf trifft im kurfürstlichen Auftrag Luthers Freund Nikolaus Medler hier ein. Er wird der erste Naumburger Superintendent, der "Reformator der Stadt". Medler organisiert den protestantischen Gottesdienst durch die "Naumburger Kirchen- und Schulordnung" (1537), die von Luther, Pomeranus und Melanchton examiniert wurde.


1537

Die Ratsschule (Senatoria) wird mit der neuen Schulordnung in eine evangelische Gelehrtenschule umgewandelt. Sie dient aber auch den allgemeinen Bildungsbedürfnissen der Stadtbürger. Im Georgenkloster richtet Abt Thomas Hebenstreit eine protestantische Klosterschule ein. In dieser Schule werden 150 Knaben unterrichtet. Hebenstreit, seit 1510 Abt des Georgenklosters, zählt zum Freundeskreis Luthers, der ihm 1541 seine Verdeutschung von Melanchthons Querela Lazari widmet. Die Schule wird 1547 aufgelöst.


1541

In Zeitz stirbt Bischof Philipp von Freisingen. Der Naumburger Rat nimmt an der Leichenfeier in Zeitz nicht teil. Ein kurfürstliches Schreiben hat ihn vor einer möglichen Teilnahme an dem "papistischen Begängnis" gewarnt. Nachfolger im bischöflichen Amt wird der Zeitzer Dompropst Julius von Pflug. Kurfürst Johann Friedrich erklärt diese Wahl aber für ungültig und läßt das Zeitzer Schloß besetzen.


1542

Kurfürst Johann Friedrich bestimmt einen neuen, protestantischen Theologen zum Bischof von Naumburg. Am 18. Januar wird Nikolaus von Amsdorf in das bischöfliche Amt eingesetzt. Das geschieht durch Luther selbst. Die Inthronisation wird in der Weise vollzogen, "wie sie in der heiligen, christlichen und apostolischen primitiven Kirche" gebräuchlich gewesen ist. Das Domgymnasium wird in eine evangelisch-humanistische Gelehrtenschule umgewandelt. Die Domschule entstand mit dem Naumburger Bistum und ist eine der ältesten Schulen in Deutschland. Die Pest fordert abermals zahlreiche Opfer. Auch Ratsherren und angesehene Bürger "sind davongegangen".


1543

Der Rat kauft das südwestlich am Markt liegende Grundstück und errichtet dort das "Schlößchen", die Residenz des ersten und einzigen evangelischen Naumburger Bischofs, Nikolaus von Amsdorf. Baumeister ist Hans Witzleube, seit 1517 Ratssteinmetz und seit 1523 Ratswerkmeister. Sein Name ist mit dem Rathausbau nach 1517 untrennbar verbunden. Christoph Dresler, letzter Propst des Moritzklosters, stirbt am 28. Oktober. Sein Grabstein in der Klosterkirche zeigt ihn in dem durch Martin Luther eingeführten Gewand eines evangelischen Geistlichen.


1544

Nach Verhandlungen in Weimar erwirbt die Stadt vom Kurfürsten das Moritzkloster mit allen Liegenschaften. Mit der Niederlegung der baufälligen Klostergebäude entstehen die "Neuen Güter" unter der Gerichtsbarkeit des Stadtrates. Aus dem gleichzeitig aufgelassenen Georgenkloster wird eine kurfürstliche Domäne, das "Amt Naumburg". Für sie ist ein Amtmann zuständig, bis sie später dem Rat unterstellt wird. In dem gleichen Jahr läßt der Rat die Kirche zu Rödigen abbrechen. Der Ort in der Nähe des Galgenberges zählt 1445 neben den Bauernwirtschaften auch ein Vorwerk mit Sattelhof. Die Kapelle des Dorfes hatte der Bischof dem Rat überwiesen.


1547

Kurfürst Johann Friedrich verliert im Schmalkaldischen Krieg (1546-53) Freiheit und Kurwürde. Nikolaus von Amsdorf verläßt für immer das Schloß in Zeitz. Ihm folgt in das Amt Bischof Julius von Pflug, der zunächst in der Dompropstei Quartier nimmt. Das bischöfliche Amt bekleidete er bis zu seinem Tode im Jahre 1564. Er liegt in der Zeitzer Schloßkirche begraben. Kaiser Karl V. hält sich in Naumburg auf. Er wohnt im Hause von Veit Laube am Markt 10. In seiner Begleitung sind die beiden gefangenen Fürsten Philipp von Hessen und Kurfürst Johann Friedrich. Sie werden im Gasthof "Zum Scheffel" bzw. im Georgenkloster untergebracht. Mit der Wittenberger Kapitulation erhält Herzog Moritz die Schutzherrschaft über das Stiftsland Naumburg-Zeitz.


1549

Bau des Stadtgefängnisses am Rosengarten. An dem Bau arbeiten der Zimmermann Josten und Schlossermeister Barthel Wolff. Für die Steinmetz- und Maurerarbeiten zeichnet Hans Witzleube verantwortlich. Der mit Ritzzeichnungen und Inschriften ausgestattete Gefängnisbau ist in seiner Ursprünglichkeit erhalten. Bischof Julius von Pflug erläßt zu Beginn des Jahres eine Kleider-, Hochzeit- und Luxusordnung. Danach werden die Bürger in drei Klassen geschieden. Jedem dieser Stände wird die Tracht für Männer, Weiber und Kinder vorgeschrieben. Auch die Strafen bei Verstößen werden bestimmt. An diese Ordnung hat man sich nur schwer halten können. 1561 mußte sie abermals in der Gemeinde publiziert werden.


1550

Ab dem Jahr wird der (1542 angelegte) vorstädtische Friedhof auch von der Moritzgemeinde genutzt. Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen hatte der Othmargemeinde diesen Platz als Begräbnisstätte überlassen. Bis dahin wurden die Toten auf dem Gelände an der Othmarskirche begraben.


1551

Die Stadt erhält vom Kurfürsten Moritz die bisher zum Kloster Pforte gehörige Mühle in Altenburg (Almrich). Auch die Tuchmacher nutzen eine ihnen überlassene Walkmühle in Almrich. Erstmals wird der Kornmarkt auf den alten Gottesacker an der Wenzelskirche verlegt. Zwei Jahre später kommt er wieder an den alten Ort "vor Hans Weißens Torweg" (im Marienviertel), weil der Platz vor Sankt Wenzel" nicht zuträglich sein wolle".


1556

Der steinerne Scheffel am Rathaus wird vollendet. Gleichzeitig Umbau der oberen Ratsstube, "so die Fürstenstube genannt". Ein neuer Wendelstein vermittelt den Zugang zum 2. Obergeschoß, der Aufgang wird mit einer prächtigen Portalanlage versehen. Sie ist eine Arbeit des Meisters Hans. Der Stadtgottesacker erhält vom Marientor aus einen neuen Zugang. 1561 wird der Friedhof erweitert und mit Wänden (Mauern) umgeben, 1565 erhält er neue Tore und Schwibbogen.
Der neue Rabenstein südöstlich der Stadt wird erbaut. Erster dort hingerichteter ist Paul König. Von ihm erhält der Platz den Namen "Königstein".


1560

Der Rat läßt die Häuser an der Südseite des Marktplatzes abtragen und an dieser Stelle ein neues Gebäude errichten, "darin schöne Keller und Gewölbe".


1561

Naumburger Fürstentag. Neben dem Kurfürsten erscheinen auch zwei päpstliche Nuntien und eine kaiserliche Gesandtschaft. Etwa 4.000 Pferde werden in der Stadt gezählt. Trotz glänzender Festspiele kommt die angestrebte Vereinigung innerhalb des deutschen Protestantismus nicht zustande.


1562

Die "Essen" auf dem Rathause werden abgeschafft, desgleichen auch alle "heimlichen Gesäufe und Kollationen". Lediglich das Fastnachtsessen wird beibehalten. Die Reihe der Festessen ist bis dahin endlos. Sie wird eingeschränkt, "weil der Fresserei zuviel gewesen." Auch das Verhalten der Geistlichen wird beklagt, da sie sich in ihren Häusern "täglich voll und toll söffen".


1564

Am 3. September stirbt in Zeitz der letzte Naumburger Bischof, Julius von Pflug (1542-1564). Sein Leben ist erfüllt in den Bemühungen, einen Ausgleich der einander befehdeten Bekenntnisse zu erreichen und die Zerwürfnisse in der Kirche zu überwinden. Mit seinem Tode scheidet Naumburg endgültig aus der Reihe der katholischen Bistümer. Das Hochstift Naumburg wird Bestandteil Kursachsens, das aber weiterhin reichsunmittelbares Gebiet bleibt und durch Personalunion mit Sachsen verbunden ist. In dem Jahr stirbt auch Kaiser Friedrich I. Der Rat läßt deswegen die Glocken läuten und eine Predigt halten, "sonderlich darum, daß ihre Majestät das Sakrament in zweierlei Gestalt vor Ihrem Abschiede genommen." Kaspar Ratzenberger wird Apotheker und Ratsphysikus. Er ist zugleich Amtsphysikus des Domkapitels. Doktor Ratzenberger wohnt in dem Haus Jakobstraße 8. Vor den Toren und an dem Wege nach Grochlitz richtet er sich botanische Gärten ein. Er stellt ein Herbarium vivium zusammen, das er 1592 dem Landgrafen Moritz von Hessen widmet. Dafür erhält er einen vergoldeten Becher und 300 Gulden. Dr. Kaspar Ratzenberger stirbt im Jahre 1603.


1565

Magister Siderus wird Pfarrer an Sankt Wenzel. Unter ihm werden die ersten Naumburger Kirchenbücher angelegt.


1567

Die Stadt erhält das Besetzungsrecht für 5 (7) Freistellen an der Landesschule Pforte.


1568

Umfassende Erneuerung der Wenzelskirche. Neben einem Neuanstrich (auch der Orgel) erhält sie ein neues Gestühl für die Prädikanten und eine Empore für die Schüler. Hand Weis, Bürger der Stadt Naumburg, läßt sich ein prunkvolles Epitaph von dem Meister Hans W. arbeiten. Das Grabmal mit der Darstellung der Dreifaltigkeit steht im Stadtmuseum.


1570

Der Stadtrat wird reformiert. Das geschieht mit Zustimmung des Kurfürsten. Gründe sind die hohen Kosten und die unangemessene Zahl der Ratspersonen, "fast untüchtige Leute, die weder lesen und schreiben konnten". Jetzt dürfen nur noch 8 Personen in jedem Rat sitzen.


1574

Harnisch, Bürger und Ratsangehöriger der Stadt Naumburg, läßt sich ein neues Haus in der Marienstraße erbauen. Das Gebäude erhält ein prächtiges Portal, das im Türbild den Kampf Simson mit den Löwen und am Gewände die Halbfiguren der Apostel Peter und Paul zeigt. Für die Ausführung der anspruchsvollen Arbeiten zeichnet der Steinmetz Jost Negelin verantwortlich.


1575

Die zum Klostergut gehörigen "Georgener Güter" gehen an den Rat über. Sie werden vermessen und an Naumburger Bürger vergeben, die dafür den Zehnten zu zahlen haben.


1577

Sixtus Braun, um 1550 in Döbeln (Sachsen) geboren, wird Stadtschreiber und Syndikus in Naumburg. Einige Jahre später avanciert er zum Bürgermeister. Braun ist ein Historiker von Rang. Seine "Annales Numburgenses" zählen zu den besten Quellenwerken Naumburger Geschichte. Bis zu seinem Tode am 18. Juli 1614 bewohnt Sixtus Braun das Haus Markt 2.


1579

Lamprecht von Altensee erwirbt für 1250 Taler den Gasthof "Zur Glocke" (Jakobstraße 25) und errichtet dort sein Wohnhaus. Sein Wappen und das seiner Frau zieren die unteren Felder des prächtigen Renaissance-Erkers. An dem Bau ist vermutlich auch der bekannte Baumeister und Steinmetz Conrad Steiner beteiligt. Seit 1804 ist in dem schönen Bürgerhaus eine kurfürstliche Poststelle, seit 1859 das Telegraphenamt der Stadt untergebracht.


1581

Lorenz Stiefel (Stiphelius) wird Kantor an der Ratsschule. Er wirkte auch als Kapellmeister an der Wenzelskirche. Stiefel schrieb mehrere musikalische Werke, ein Compendium musicum und ein geistliches Liederbuch. Er ist 1614 gestorben.


1584

Die Wenzelskirche erhält einen neuen Predigtstuhl (Kanzel). Sie ist eine Arbeit des Naumburger Bildschnitzers Heinrich Hase. Magister Sidero weiht sie am Gründonnerstag mit der ersten Predigt ein. 1725 wird sie durch die jetzige barocke Kanzel ersetzt. Zum ersten Male nimmt der Rat Stadtpfeiffer an. Sie sollen vornehmlich die Kantorei stärken und der Kirche eine Zier sein. Dafür erhalten sie eine jährliche Besoldung von 40 Gulden.


1585

Der Rat läßt im Februar einen neuen hölzernen Galgen auf den Höhen südöstlich der Stadt errichten. An der westlichen Weichbildgrenze gegen den Ort Almrich wird die Schweinsbrücke in Stein erbaut. Die Michaelisgasse in der Vorstadt erhält ein Straßenpflaster.


1588

Erste Naumburger Apothekenordnung. Der Entwurf von 1584 stammt von Dr. Kaspar Ratzenberger. Er geht auf einen Erlaß Kaiser Karl V. - "Reformation guter Polizeiordnung" - und auf die davon abgeleitete kurfürstlich-sächsische Landesordnung zurück. In dem Jahr werden in Naumburg neun Diebe auf einmal hingerichtet. Ein Annalist bemerkt deshalb: "Naumburg ist der Spitzbuben und Diebe Großmutter."


1591

David Scheffel erbaut vor dem Salztor den später nach ihm benannten Gasthof "Zum Scheffel". Er sollte "drei Gemach" hoch sein, was der Rat aber untersagte. Die Regierung genehmigt ihm schließlich einen Steinbau mit zwei Stockwerken.


1594

Rathausumbau. Ratsbaumeister Conrad Steiner aus Bamberg führt die wichtigsten Steinmetz- und Maurerarbeiten aus. Seine Meistermarke mit Jahreszahl von 1594 ziert das schöne spätgotische Portal an der Seite zur Herrenstraße.


1595

Zwischen dem Rat und dem Dompropst Johann von Haugwitz wird ein wichtiger Vergleich getroffen. Er bestimmt, daß die Bindung der Bewohner auf der Pfarre an das Domkapitel für immer beseitigt und die einstige bischöfliche Enklave aufgehoben wird. Erbgericht, Zinsen, Lehne, Dienste und Frohne gehen nun eigentümlich und erblich an den Rat über. Gleichzeitig wird der Austausch einiger Grundstücke und Häuser reguliert. Damals werden 27 Häuser, 4 Hofstätten und drei Scheunen auf dem Holzmarkt gezählt. Ein Jahr später - am 2. November 1596 - erhalten die Bewohner auf der Pfarre (Holzmarkt) das volle Bürgerrecht.


1596

Johann von Krakau, seit 1575 Domherr, wird zum Dechanten an der Domkirche gewählt. Er ist mit Maria, geborene von Gersdorf, verheiratet. Unter ihm wird die Bischofskurie am Domplatz 1 vollendet. Er stirbt am 24.10. 1606 und liegt in der Domkirche begraben. Krakau schrieb eine Naumburger Chronik unter dem Titel: "Catalogus Episcoporum Numburgensium". Nach einer gegen Ende des Jahres aufgestellten Einwohnerliste zählt der Dombezirk 226 Häuser. Sie liegen im Herren-, Brunnen-, Othmars- und Windmühlenviertel.


1597

Johann Bürger wird Diakonus an Sankt Wenzel. Bürger hatte in Wittenberg und Leipzig studiert. Seine Chronik "Annales Numburgenses" ist ein wichtiges Quellenwerk zur Naumburger Geschichte. Der 1520 wiederhergestellte Turm der Wenzelskirche erhält ein neues Uhrwerk "samt einer Kugel zum Mondschein". Beim Aufzug der kleinen Siegerglocke öffnet sich das Seil, so daß die Glocke herunterstürzt, aber "gottlob keinen Schaden nahm."


Herold zum Kirschfest
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Das Marientor
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Das Stadtarchiv
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Unser heutiger Bürgermeister als Ratsherr beim Kirschfest
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Die Rudelsburg
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