1920
Baubeginn des Siedlungsviertels. Es entstehen nacheinander der Siedlungshof,
die Reihenhäuser an der Siedlungsstraße sowie die Wohnbauten
am Mägdestieg.
1921
Unter Leitung des Architekten Friedrich Hoßfeld wird das Rathaus
umgebaut. Die Repräsentationsräume erhalten wertvolle Tapeten
und schmuckvolle Kachelöfen aus der Werkstatt der Firma Teichert
(Meißen) nach Entwürfen von Ludwig Vierthaler. Bedeutendste
Veränderung ist der Einbau einer weitläufigen Innentreppe mit
kunstvollen Verzierungen. Fertigstellung des neuen städtischen Krankenhauses
am nordöstlichen Stadtrand. Friedrich Hoßfeld leitete die schon
1915 begonnenen Arbeiten. Professor Johannes Hartmann vollendet das Grabmal
für Max Klinger in dessen Weinberg bei Großjena. Gleichzeitig
erhält der Gasthof in Großjena eine Klinger-Gedächtnistafel.
Der Maler, Graphiker und Bildhauer Max Klinger war ein Jahr zuvor gestorben.
Das bisher im Rathaus untergebrachte Landgericht wird in das Präsidentenhaus
am Kramerplatz verlegt.
1924
In den Jahren bis 1926 entstehen mehrere Einfamilienhäuser und Miethäuser.
Dazu zählen die zweckmäßig gruppierten Wohnhäuser
am "Lindenhof" und am "Moritzplatz". Durch die Siedlungsgesellschaft
Sachsenland wird im Weichaugrund eine Rentengutssiedlung errichtet (1926/27
vollendet). Auch auf dem Georgenberg wird (bis 1928) eine größere
Gruppe von Wohnhäusern erbaut, die 80 Wohnungen umfassen. An der
Moritzkirche entsteht ein städtisches Bürgerheim, in dem Kleinwohnungen
für mittellose Rentner eingerichtet sind. Architekt ist Friedrich
Hoßfeld, der dem Projekt "Georgentorviertel" vorstand.
1926
Instandsetzung der Jenaer Straße und Umpflasterung der Wenzelsstraße.
Das durch Brand schwer beschädigte Haus Markt 10 wird wieder hergestellt
und mit den alten Dachaufbauten versehen. In dem gleichen Haus veranstaltet
Walter Hege eine umfassende Ausstellung mit Gemälden und Fotografien.
Im Sommer Eröffnung des Grochlitzer Sanatoriums. Das schon 1893 von
dem Leipziger Naturheilkundigen C. E. Wagner gegründete Erholungsheim
wurde 1926 von den Bayrischen Stickstoffwerken erworben und als Kurheim
für Werksangehörige ausgebaut. Zum Kirschfest hält sich
Fräulein Sophie Seyferth, Tochter des Hussitenlied-Dichters Karl
Seyferth, hier auf.
1927
Gründung der "Devoli" (Deutsche Volkslichtspiele). Ihr
Hauptsitz ist im früheren Garnisonslazarett auf dem Spechsart. Dort
befinden sich auch die Film- und Tonstudios. Kunstausstellung in der Aula
des Seminars in der Seminarstraße. Der Künstlerbund "Isar"
zeigt Arbeiten Münchner Künstler. In den Folgejahren veranstaltet
der Münchner Künstlerverein mehrere Ausstellungen in Naumburg.
Höhepunkte im kulturellen Leben der Stadt sind Auftritte des mexikanischen
Nationalorchesters, des ukrainischen Volkschores sowie des Kuban - Kosakenchors.
1928
Anfang Februar Wiedereröffnung der Moritzkirche. Das Innere der
Kirche (Decken, Wände, Orgel, Kanzel, Gestühl, elektr. Glocken)
war vollständig erneuert worden. Bau von Pfarrhäusern in der
Stadt. Nach Entscheidung des Konsistoriums der Provinz Sachsen sind für
Naumburg 10 Doppelhäuser mit Pfarrwohnungen vorgesehen. Sie entstehen
u.a. in der Lepsiusstraße und am Seilerweg. 900-Jahrfeier der Stadt
Naumburg. Die Stadt begeht ihr großes Jubiläum mit zahlreichen
Veranstaltungen und einem historischen Festzug, der die Geschichte der
Stadt in mehreren Bildern zeigt. Drehbuchautor ist der Pädagoge und
Heimatforscher, Professor Dr. Ernst Borkowsky. Im Dezember des Jahres
Eröffnung der Molkerei an der Bahnhofstraße. Der Bau war durch
eine GmbH "Naumburger Molkerei" veranlaßt und getragen
worden. Architekt Heinrich Jorin (Hildesheim) hat nach Vorschlägen
von Professor Dr. Lichtenberger dem Bau vorgestanden. Die mit modernster
Technik ausgestattete Molkerei konnte täglich 35.000 Liter Milch
verarbeiten.
1929
Im Frühjahr werden in der Kroppentalstraße bedeutende vorgeschichtliche
Funde gemacht. Die Ausgrabungen stehen unter Leitung des verdienten Prähistorikers
Carl Hermann. Gefunden werden vor allem Brandurnen, Gefäße
und Keramikreste. Einweihung des fertiggestellten Posttöchterheims
an der Neidschützer Straße. Das aus den Mitteln der Stiftung
"Posttöchterhort" errichtete Haus bietet 80 Bewohnerinnen
Platz. Beginn umfangreicher Restaurierungen der Dombildwerke. In dem Amt
für Denkmalpflege Halle wird zuerst die wertvolle "Johannesschüssel"
erneuert. Es schließen sich Restaurierungsmaßnahmen an einer
romanischen Pieta (Vesperbild) und des Barbara - Altars an. Mit der Wiedereröffnung
der Stadtbücherei ist eine neue Lesehalle verbunden. Beide Einrichtungen
werden schon 1931 wieder geschlossen. Das frühere städtische
Waisenhaus erhält nach Entwürfen von Ina Hoßfeld eine
Keramikskulptur.
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