1931
Die Firmen Georg Breden (Buchbinderei und Papierhandlung) und Schotte
(Seifenfabrik) begehen ihr 100-jähriges Bestehen. Das Theater "Reichskrone"
und die Schwanenlichtspiele in der Jakobstraße gehen in den Besitz
der Thüringer Lichtspiele GmbH über. Es stirbt der Schriftsteller
und Journalist Hermann Schlichting. Schlichting war von 1907 bis 1913
Schriftleiter der "Naumburger Allgemeinen Zeitung". 1909 schrieb
er eine "Kleine Chronik der Burg Schönburg" und gründete
zusammen mit dem Kösener Sanitätsrat Dr. Schütze die Rudelsburger
Heimatfeste. Der Weinberg und das Anwesen des 1920 verstorbenen Künstlers
Max Klinger gehen in städtischen Besitz über. 1903 hatte Klinger
das Weinberghäuschen bei Großjena erworben und in der Zeit
von 1910 bis 1914 umbauen lassen. Nach seinem Tode (4. Juli 1920) geht
das Grundstück an seine Frau Gertrud Bock über.
1932
Auflösung des Landkreises Naumburg (1. August) im Landkreis Weißenfels,
das auch Sitz des Landratsamtes wird. Nach 1945 gehört die Stadt
Naumburg mit dem Landkreis Weißenfels und Eckartsberga zum Verwaltungsbezirk
Merseburg im Land Sachsen-Anhalt. Nach 14-monatiger Bauzeit wird am 17.4.
die neue Post vor dem Marientor feierlich eröffnet. An dem Bau waren
26 Naumburger Firmen beteiligt. Die Bauleitung lag in den Händen
von Ministerialdirektor Röding und Oberpostbaurat Ralsburg. Es stirbt
Oberstadtdirektor Friedrich Hoppe. Er hatte das Lehrerseminar in Weißenfels
besucht und war seit 1917 als Lehrer am Lyzeum tätig. Später
verwaltete er die Stadtbücherei und das Stadtarchiv. In dieser Zeit
hat er sich intensiv mit der Geschichte seiner Heimatstadt beschäftigt
und zahlreiche Aufsätze und Bücher veröffentlicht.
1933
Das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Naumburg wird durch den
Kreisleiter der NSDAP besetzt. Die Generalsynode der Altpreußischen
Union beschließt die Errichtung eines Bistums Merseburg - Naumburg.
An der Spitze des neuen preußischen Bistums steht ein Bischof. Einweihung
des Langemarck-Denkmals im Bürgergarten durch den Reichsarbeitsminister.
Das Denkmal mit Inschrift und Kreuz zeigt die Gestalt eines Maschinengewehrbunkers.
Vorgeschichtliche Funde auf dem Gelände der Staatlichen Weinbauverwaltung.
Es handelt sich dabei um bedeutsame Reste einer vorgeschichtlichen Siedlung.
Die Ausgrabungen werden vom vor- und frühgeschichtlichen Museum Halle
betreut. Ein "Aktionskomitee" ruft am 3.4. zum "Juden-Boykott"
auf. Vor den Geschäften jüdischer Inhaber und den Büros
jüdischer Rechtsanwälte werden von SA und SS Posten aufgestellt.
Zu Übergriffen ist es jedoch nicht gekommen. Die Stadt hat am Ende
des Jahres rund 31.315 Einwohner.
1935
In den ehemaligen Brauereigebäuden am Lindenring werden Wohnungen
eingerichtet. Inbetriebnahme der neuen Kläranlage am Zuckerberg.
Die Entscheidung hierzu hatte der Magistrat im Sommer 1933 getroffen,
kurz darauf wurde mit dem schwierigen Bau begonnen. Übergabe des
neu gestalteten Rosengartens im oberen Teil des Bürgergartens an
die Öffentlichkeit und Einweihung der erneuerten Othmarskirche.
1937
Das Gebäude der Loge "Zu den 3 Hammern" in der Neustraße
(im April 1945 zerstört) wird von der Stadt angekauft. An der Domkirche
werden die schon 1931 begonnenen umfangreichen Instandsetzungsarbeiten
fortgeführt. 1935 war zunächst eine Erneuerung der Baldachinreihe
im Westchor vorgenommen worden. Es folgte eine Neueindeckung der ganzen
Anlage und 1940 eine Neugestaltung des Kreuzganghofes. Ein Jahr später
konnte die restaurierte Holzkanzel von 1466 wieder am zweiten Südpfeiler
des Mittelschiffes aufgestellt werden. Sichtbarste Veränderung ist
aber das in den Jahren 1939/40 errichtete Torgebäude zwischen Dreikönigskapelle
und dem Chor der Marienkirche. Generalfeldmarschall von Mackensen hält
sich mit dem preußischen Finanzminister in der Stadt auf. Seit 1936
ist er Mitglied des Naumburger Domkapitels. Bau neuer Kasernen am Rande
der Stadt.
1938
Reichskristallnacht. In den Abendstunden des 11.11. kommt es zu größeren
Menschenansammlungen und zu Übergriffen. Das Geschäft eines
jüdischen Inhabers in der Salzstraße wird dabei zerstört
und geplündert. In der kleinen Salzgasse wird ein Polizeidienstgebäude
eingerichtet. (Im April 1945 fast völlig zerstört.) Der frühere
Stadtverordnetensaal wird umgebaut und für Verwaltungszwecke genutzt.
1939
Das Stadtmuseum erhält in der Grochlitzer Straße eine neue
Unterkunft. 1913 war es in das frühere Lyzealgebäude verlegt
worden. Auch die Stadtbücherei bekommt ein neues Domizil in den Salztorhäusern.
Wiedereröffnung 1940. Die Stadt hat rund 36.310 Einwohner.
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