1945
Am 9. und 11.4. bombardieren anglo-amerikanische Flugzeuge die Stadt.
Dabei werden Teile der militärischen Anlagen im Osten der Stadt sowie
Bereiche der Altstadt und angrenzender Gebiete zerstört oder schwer
beschädigt. Insgesamt sind mehr als 100 Menschenleben zu beklagen,
rund 700 Häuser erleiden zum Teil schwerste Beschädigungen.
Am 12. April besetzen amerikanische Truppen die Stadt, knapp drei Monate
später - am 2. Juli - ziehen Truppenteile der "Roten Armee"
hier ein. Durch den Zuzug von Flüchtlingen und Umsiedlern halten
sich in der Stadt bis zu 60.000 Menschen auf. Der erste Betrieb, der nach
der Besetzung der Stadt arbeitet, ist die Buchdruckerei "Lippert
& Co.". Hier erscheinen ab dem 25.4. die "Verkündigungsblätter"
des Oberbürgermeisters. Im Sommer Enttrümmerung und Beginn der
Wiederaufbauarbeiten zunächst im Gebiet zwischen Salzstraße,
Salzgasse und Neustraße. Stadtbaurat Fischer legt für den Wiederaufbau
der Stadt erste Richtlinien vor.
1946
Die seit 1939 geschützten Stifterfiguren im Naumburger Dom werden
freigelegt und bald darauf auch wieder der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht. Wiederherstellungsarbeiten an dem beschädigten Bänderhaus
(Hintergebäude Markt 5) sowie an den zerstörten Teilen des neuen
Friedhofes an der Weißenfelser Straße. Am 26.12. stirbt der
bekannte Maler Professor Fritz Rentsch. Er wird auf dem Othmarsfriedhof
begraben. Sein künstlerischer Nachlaß geht auf seine Lebensgefährtin
Anny Schäfer über.
1947
Erster Fluchtlinienplan für das Wiederaufbaugebiet zwischen Salzgasse
und Gutenbergstraße. Er sieht die Verbreiterung der Gutenbergstraße
vor. Bald darauf werden die Trümmer der sogenannten Priesterhäuser
restlos beseitigt. Am 1. Mai wird die Rollschuhbahn eröffnet. In
der Lutherstraße und der Claudiusstraße werden zwei Kinderheime
eingerichtet. Es stirbt der bekannte Historiker und Literaturwissenschaftler,
Professor Dr. Ernst Borkowsky. Seine bedeutsamste Naumburg-Publikation
ist die Jubiläumsschrift "Naumburg 1028-1928 - eine Geschichte
deutschen Bürgertums". Nach einer statistischen Erfassung beträgt
die Gesamteinwohnerzahl (einschließlich Umsiedler und Evakuierter)
rund 45.000, die Gesamtwohnfläche etwa 192.760 qm. Mit der endgültigen
Freilegung der Stifterfiguren Beginn umfangreicher archäologischer
Forschungen im Dom, Grabungen werden auch im Westchor vorgenommen. Am
Ende des Jahres tritt die weltbekannte Tänzerin und Choreographin
Gret Palucca in Naumburg auf. In dem Unternehmen "Holzwaren für
Haus und Wirtschaft", den früheren "Werkstätten für
Handwerkskunst" des Volkskünstlers Muck-Lamberty, werden etwa
100 Arbeitskräfte beschäftigt. Darunter befinden sich viele
Umsiedler und Körperbehinderte. Ein Jahr später wird Muck-Lamberty
und sein Unternehmen vom Wirtschaftsminister ausgezeichnet. Bald darauf
muß Lamberty für immer die Stadt verlassen. Er siedelte sich
später im Westerwald an, wo er 1984 verstarb.
1948
Die Gestaltung der Fläche des zerstörten Friedhofes vor dem
Marientor als Erinnerungsstätte für die Opfer von Faschismus
und Gewalt wird mit der Aufstellung einer Skulptur von Professor Johannes
Hartmann abgeschlossen. Wiedereröffnung des Schwanen-Filmtheaters
in der Jakobsstraße. Ein Brand hatte eine umfassende Erneuerung
des Kinos erforderlich gemacht. In der Zeit von Mai bis Juni des Jahres
werden in Naumburg etwa eine Million Schulbücher hergestellt. Außerdem
werden mit Maschinen der Naumburger Zeitung rund 150.000 wissenschaftliche
Bücher gedruckt. Als eine der ersten Unternehmen wird die Firma "Maschinenfabrik
Gehring" in sogenanntes "Volkseigentum" übergeführt.
Das Unternehmen hatte nach kurzzeitiger Unterbrechung schon am 11. Mai
1945 die Produktion wieder aufgenommen. Mit Erlaß der Landesregierung
Sachsen-Anhalt vom 16. Juli wird das Domgymnasium mit der Oberschule für
Jungen in Naumburg vereint. Bis 1950 konnten die Klassen des Domgymnasiums
in den alten Schulräumen noch bleiben.
1949
Generalreparatur der Orgel im Westchor der Domkirche. Auch für den
Ostchor ist eine Orgel geplant. Massenveranstaltungen auf dem Marktplatz
anläßlich der Gründung der DDR. Im Zuge der Schulreform
wird an den Naumburger Schulen der gemeinsame Unterricht für Jungen
und Mädchen eingeführt. Als neue Oberschule ist das frühere
Lyzeum in der Müntzerstraße bestimmt.
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