1990
Erste freie, demokratische Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung seit
Jahrzehnten. Die CDU wird stärkste Fraktion und stellt den Bürgermeister.
Anfang September tritt der neue Bürgermeister, der aus Ludwigsburg
stammende Jurist Curt Becker, sein Amt an. Bald darauf wird die Arbeiterwohlfahrt
gegründet. Unterstützung gaben dabei der Ortsverband Alfeld
(Leine) und der Bezirkslandverband Hannover. Die Arbeiterwohlfahrt in
Naumburg zählte 50 Mitglieder. Anläßlich des 500-jährigen
Postjubiläums besucht der Bundespostminister die Stadt. Er besichtigt
die Wenzelskirche und spielt dort auf der weltbekannten Hildebrandt-Orgel.
Nach 40 Jahren findet im Dom Sankt Peter und Paul wieder ein Benefiz-Konzert
statt: Es konzertieren der Aachener Musikkreis St. Aposteln und der Naumburger
Claudius-Männerchor. Am 10. Dezember Gründungsversammlung des
Kirschfestausschusses e.V. Die Winckelmann-Gesellschaft veranstaltet ein
wissenschaftliches Kolloquium in Naumburg, Thema: "Baugebundene Kunst
im Mittelalter".
1991
Umbenennung der Straßen und Plätze. Sie erhalten ihre früheren
oder auch neue Namen. Auch die Schulen der Stadt werden umbenannt. Auflösung
des Polizei-Kreisamtes und Bildung des Polizeireviers Naumburg, das der
Landespolizei-Inspektion unterstellt wird. Der Jurist Jürgen Goydke,
seit 1978 Richter am Bundesgerichtshof in Karlsruhe, wird Präsident
des wiedererrichteten Oberlandesgerichts Naumburg. Dort sollen in Zukunft
70 Richter arbeiten. Die Stadt kauft von den Nachfahren der letzten Naumburger
Scharfrichterfamilie das 1680 angefertigte Scharfrichterschwert. Gründung
eines Internationalen Förderkreises "Hildebrandt-Orgel".
Ziel des Vereins ist die Instandsetzung und Pflege der weltbekannten Orgel
in St. Wenzel. Auch ein Kunstverein wird gegründet, der sich aber
knapp zwei Jahre später wieder auflöst. Schon 1854 gab es in
Naumburg einen Kunstverein. Landesregierung und Bundesregierung vereinbaren
die Aufnahme Naumburgs in ein Modellvorhaben zur Städtebauförderung
(Modellstadt Naumburg). Damit werden für die nächsten zwei Jahre
jeweils 6,7 Millionen DM zusätzlich für Sanierungsvorhaben zur
Verfügung gestellt. 1. Naumburger Weinfest auf dem Holzmarkt. Noch
im Herbst des Jahres Beginn der Bauarbeiten für das Bauvorhaben "Krautländer".
Auf dem Gebiet zwischen Jenaer Straße und Ziegelgraben entstehen
in der Folgezeit Eigentums- und Sozialwohnungen. Umfassender Umbau der
Sparkasse am topfmarkt. Sie erhält in der Folgezeit Geschäftsstellen
am Steinweg (1991), Jenaer Straße und Siedlungsstraße (1992)
sowie in der Nietzsche-Straße (1993).
1992
Fortführung der Restaurierungsarbeiten am Dom. Dabei werden das
Obergeschoß des Nordwestturmes restauriert und von den mittelalterlichen
Wasserspeiern Kopien angefertigt. Rittertag der Provinzial-Sächsischen
Gemeinschaft des Johanniterordens. Kommendator ist Alfred Graf Schwerin
von Krosigk. Fertigstellung der Salzhofpassage. Die Investitionen belaufen
sich auf rund 6 Millionen Mark. Im Dom konzertieren die Wiener Sängerknaben
unter Leitung von Kapellmeister Vincent Borritis. Anfang November wird
im Rathaus der neue Bildband von Stadtarchivar Bernhard Heinzelmann vorgestellt.
Das Buch enthält 108 historische Fotos aus der Zeit von etwa 1880
bis 1960. Die Publikation ist die erste dieser Art für die Stadt
Naumburg. Der historische Othmarsplatz wird neu gestaltet. Hierfür
stehen zunächst rund 240.000 Mark zur Verfügung. Neues Kinderheim
in der Graf-Staufenberg-Straße. Die feierliche Übergabe wird
vom Naumburger Landrat Dr. Dube vollzogen. Im Dachgeschoß des Hauses
"Hohe Lilie" (Markt 18) wird ein Stadtpanorama entdeckt. Das
auf Holzbrettern gemalte Bild aus der Zeit um 1700 zeigt verschiedene
Häuser und Kirchen der Stadt. Kurz darauf (im November) werden im
Keller des Grundstücks Jakobstraße 5 gut erhaltene Reste eines
romanischen Steinhauses entdeckt. Damit steht der Stadtkernforschung ein
weiteres bedeutsames Kulturdenkmal zur Verfügung.
1993
Für die Sanierung des Nietzsche-Hauses am Weingarten werden aus
Städtebau-Fördermitteln rund 700.000 Mark bereitgestellt. Zum
150. Geburtstag Nietzsches am 15. Oktober 1994 soll das Haus der Öffentlichkeit
übergeben werden. Der Bundespräsident Richard von Weizsäcker
besucht die Stadt. Er trägt sich in das "Goldene Buch"
der Stadt ein und besichtigt die Domkirche sowie die nahegelegene Landesschule
Pforta. Christa Moering, Mitbegründerin der Künstler - Gruppe
50, stellt eigene Gemälde in der Dresdner Bank aus. Die Malerin war
schon 1991 mit einer Ausstellung in Naumburg. Die Generalstaatsanwaltschaft
erhält am Theaterplatz 6 ein neues Domizil. 40 bis 50 Angestellte
sollen in dem umgebauten Haus arbeiten. Bauherr ist das Justizministerium
des Landes. Ende März Übergabe von 12 weiteren Wohnungen im
Baugebiet "Krautländer". Bauträger ist die "Gesellschaft
für Siedlungs- und Wohnungsbau" Baden-Württemberg. Hildegard
Broche aus Bielefeld, Witwe des einstigen Besitzers der Lorbeerbaum-Apotheke
in der Herrenstraße übergibt der Stadt (am 28.4.) eine Stiftung
mit jährlichen Zinsen in Höhe von 30.000 Mark. Gleichzeitig
erhält die Stadt aus dem Besitz der Familie Broche mehrere Akten,
Dokumente und Urkunden, darunter das bedeutsame Apothekenprivilegium von
1645. 965-Jahrfeier der Stadt. Höhepunkt ist der große historische
Umzug. Die historische Petri-Pauli-Messe wird erstmals auf dem Marienplatz
durchgeführt. Eröffnung des "Museum-Eck" in der Herrenstraße.
Die Ausstellung zeigt Exponate Naumburger Stadtgeschichte sowie Beispiele
gegenwärtiger Handwerkskunst. Im Oktober Ausbau der bekannten "Hildebrandt-Orgel".
Die 1746 fertiggestellte Orgel wird in der Werkstatt der Firma Eule (Bautzen)
rekonstruiert. Internationale Gewerkschaftskonferenz auf Einladung des
DGB-Landesbezirkes Sachsen-Anhalt in Naumburg. Fertigstellung der zur
Fußgängerzone umgebauten Salzstraße. Die Arbeiten hierzu
hatten schon im Jahr zuvor begonnen.
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