Der spätromanisch-gotische Dom
Für den Neubau des Doms gab es mehrere Gründe. Das eher bescheidene
Aussehen des frühromanischen
Doms entsprach nicht mehr den hohen Repräsentationsbedürfnissen
des Bischofs und seiner Kleriker. Außerdem hatte die Baulust der
geistlichen Herrn des 13. Jahrhunderts, die man als Folge des wirtschaftlichen
Aufschwungs beobachten kann, wohl auch den Naumburger Klerus ergriffen.
Naumburg sollte somit den Vorrang vor der älteren Bischofsstadt Zeitz
erhalten, deren Kapitel noch immer eine Vorzugsstellung vor dem Naumburger
beanspruchte. Durch die gestiegenen räumlichen und liturgischen Ansprüche
wurde der erste Dom für seine Aufgabe als unzulänglich empfunden.
In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts waren die Kassen des
Naumburger Bischofs und seines Domkapitels offenbar gut gefüllt,
denn man begann etwa um 1210 mit dem Neubau des Doms. Auftraggeber und
Bauherr war der Naumburger Bischof Engelhard (1207- 42). In dieser Zeit
des wirtschaftlichen Aufschwungs wurde auf dem Gelände der abgetragenen
beiden Kirchen der Bau des viertürmigen Doms begonnen. Vom Vorgängerdom
übernahm man lediglich Fundamentteile und die Krypta. Von der Stiftskirche
wurden die beiden Turmwände übernommen. Der Neubau wurde im
Osten begonnen.Im Jahre 1242 waren Lang- und Querhaus, der Ostchor, die
beiden Osttürme und die Unterbauten für die Westtürme fertig.
Die Weihe der neuen Domteile fand in diesem Jahr statt, vermutlich am
Peter- und Paulstag, dem 29. Juni. Der Kreuzgang und die Klausur entstanden
bis 1250. Mit dem Bau des Westchors wurde wahrscheinlich kurz nach 1249
begonnen. Über ein Jahrhundert währte die Bauzeit, ein Jahrhundert,
in dem sich der weltanschauliche und kunstgeschichtliche Wandel von der
schlichten, gedrungenen Würde des romanischen zum feingliedrigen,
aufstrebenden gotischen Stil vollzog, was in den verschiedenen Baustufen
der Kirche eindrucksstark sichtbar wird.
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