1853
Am 23. April stirbt im hohen Alter von 78 Jahren der um Naumburg hochverdiente
Ehrenbürger Carl Peter Lepsius. Seine Erben stiften mit seinen nachgelassenen
Schriften und der Büchersammlung die Bibliotheca Lepsiana der späteren
Stadtbibliothek. Friedrich Wilhelm IV. hält sich mit seinen Brüdern
in Naumburg auf. Sein Quartier ist in der Propstei beim Domdechanten von
Mannsfeld. Dem damaligen Stadtoberhaupt Naumburgs, Bürgermeister
Rasch (seit 1854 Oberbürgermeister), wird anläßlich des
Regentenbesuches das Recht verliehen, eine goldene Amtskette zu tragen.
Sie wird in Berlin durch den Hofjuwelier und Akademiekünstler Hosauer
hergestellt und am 19.02.1854 dem Bürgermeister feierlich übergeben.
Als letzte Verkaufsbude, die zwischen den Pfeilern der Stadtkirche eingebaut
war, wird die des Nagelschmiedes Leßmüller abgebrochen. Damit
endet eine jahrhundertealte Tradition für immer. Deutsche Obst-,
Wein- und Gemüseausstellung in der Zeit vom 9.-12. Oktober.
1854
Das Georgentor wird erbaut (Baumeister Elschner), der westliche Teil
des Georgenberges bepflanzt und die Mausa am Moritztor überbrückt.
Am 16. Januar wird die neue Städteordnung vom 30 Mai 1853 eingeführt.
Das Magistratskollegium besteht jetzt nur noch aus dem Bürgermeister
und den sieben Stadträten. (Seit 1838 durften die bisherigen Ratsassessoren
den Titel Stadtrat führen.)
1857
Die katholische Gemeinde muß ihren Betsaal im Brüderstift
wegen der höheren Mädchenschule in die Webergasse 8 verlegen.
1861 erwirbt die Gemeinde den Gasthof "Zur Eule" in der Salzstraße
und legt dort den Grundstein zu ihrer Kirche, in der am 18. Oktober des
Jahres der erste Gottesdienst abgehalten wird. Ebenfalls 1857 wird eine
katholische Schule mit zunächst 20 Kindern gegründet. Aufhebung
der staatlichen Scheitholzflößerei. Damit verliert der "Hallische
Anger" an der Saale für immer seine Bedeutung als Flußhafen
der Stadt.
1858
An der Wethauer Straße wird (am 10. Oktober) die neue Gasanstalt
eröffnet. Die Vorbereitungen hierzu waren schon im Jahr zuvor von
der Stadt in Verbindung mit den Kaufleuten Glendenberg, Höltz, Jähnert
und Mahr getroffen worden. Richtfest des auf 63.199 Taler veranschlagten
Schwurgerichtsgebäudes. Ein Jahr später (mit Beginn der Herbstsession)
feierliche Übergabe durch den Kreisgerichtsdirektor Horn im Beisein
aller Appellationsgerichtsräte. Kurz darauf (am 17. Oktober) feierliche
Übergabe des für etwa 2000 Taler errichteten Eckartbrunnen auf
dem Domplatz an die Stadt.
1859
Am 26. April feiert die hiesige Garnison das hundertjährige Bestehen
der reitenden Artillerie. Bei dieser Gelegenheit wird durch den Magistrat
bekanntgegeben, daß die Stadt ein Bataillon Infanterie erhalten
werde.
1860
Das Hospital vor dem Salztor wird durch einen Anbau in der Michaelisstraße
erweitert. Auch das mit dem Schwurgerichte verbundene Gefängnis konnte
fertiggestellt und das bisherige staatliche Gefängnis an der Thainburg
(1835 errichtet) verkauft werden. Die Staatsanwaltschaft in Zeitz wird
aufgehoben und mit der hiesigen vereint. Am 16. September stirbt in Wabern
bei Bern der Assessor August Reinstein. Der durch sein politisches Engagement
in den Revolutionsjahren 1848/49 hervorgetretene Demokrat war der einstige
Vertreter Naumburgs im Frankfurter Parlament.
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