1812
Auf Veranlassung der Stiftsregierung wird für die ganze Stadt eine
einheitliche Armenkommission mit Armenpfleger errichtet. Damit werden
den Hospitaliten gleichzeitig ihre bisherigen Bettelumgänge untersagt.
Heinrich Klaffenbach begründet das "Naumburger Wochenblatt",
das 1823 mit dem 1821 von Carl Peter Lepsius ins Leben gerufene "Naumburger
Kreisblatt" vereinigt wird.
1813
Befreiungskriege. In der Stadt liegen zu Beginn des Jahres etwa 20.660
Mann. Die Einquartierungskosten betragen rund 15.619 Taler. Napoleon hält
sich in der Stadt auf. Er wohnt im Gasthof "Goldener Harnisch"
in der Jakobstraße. Auf seinen Befehl hin wird die Stadt befestigt,
die Stadttore vermauert, Pallisaden angelegt und am Roßbacher Weg
Schanzen aufgeworfen. Nach der Schlacht bei Groß-Görschen Einrichtungen
von Lazaretten in den Stadtkirchen, dem Schießhaus (Schützenhaus),
im Rathaus, den Hospitälern und im Marienzwinger. Erneuter Aufenthalt
Napoleons in Naumburg (25. Juli) Im November Bildung einer Landwehr, die
teils aus Freiwilligen, teils aus noch nicht dienenden wehrbaren Männern
besteht. Johann Wolfgang von Goethe besucht die Stadt. Am Ostersonnabend
trifft er in Naumburg ein und nimmt im "Scheffel" sein Quartier.
Besuch der Domkirche, durch die er vom Küster geführt wird.
Goethe war 1765 und 1776 schon einmal in Naumburg.
1814
Die Administration über das "herrenlose" Stift Naumburg
übernimmt zunächst der russische Generalmajor Fürst Repnin.
Das Stift überreicht durch den Domdechanten Wurmb von Zink dem preußischen
König eine Bittschrift zur Restituierung des sächsischen Königshauses.
Sie bleibt ohne Wirkung. Im Mai wird die Aufhebung des Stiftskammerkollegiums
zum 30. Juni angeordnet. Damit endet die Sonder-Scheinexistenz Naumburg-Zeitz,
die etwa 12 Quadratmeilen umfaßte und 1809 etwa 313.000 Einwohner
zählte.
1815
Wiener Kongreß. Er macht das Urteil rechtskräftig, das die
fünf Großmächte über Sachsen gefällt hatten.
Naumburg kommt an das Königreich Preußen; am 3. August wird
der preußische Adler an die Stadttore geschlagen. Noch an dem Tage
erfolgt die Erbhuldigung. Tage zuvor, am 23. Juni, hielt sich der Preußenkönig
Friedrich Wilhelm in Naumburg auf.
1816
Auflösung der Stiftsregierung in Zeitz (21. März). An ihre
Stelle tritt die königlich-preußische Regierung in Merseburg.
Naumburg wird Stadtkreis im Regierungsbezirk Merseburg. Stadtkreisdirektor
wird der Jurist Carl Peter Lepsius. Er übernimmt auch das Inquisitoriat
für Kriminalangelegenheiten. Daneben besteht noch eine besondere
Meß- und Handelsdeputation. Die Stadt hat am Ende des Jahres etwa
8697 Einwohner. Errichtung eines Oberlandesgerichts in Naumburg durch
Kabinettsorder vom 21. Februar des Jahres. Erster Präsident wird
Freiherr von Gärtner. Am 29. März findet die erste Sitzung des
Gerichts im alten Schloß am Markt statt. Ab 1821 werden die Sitzungen
des Oberlandesgerichts in der alten Dompropstei vorgenommen. Errichtung
des "Land- und Stadtgerichts Naumburg" durch Verfügung
des Justizministeriums vom 6. Juni des Jahres. Das Gericht setzt sich
zusammen aus dem Direktor, drei Assessoren, zwei Sekretären, einem
Rentanden, einem Registrator, Kanzleiinspektor, vier Kanzlisten und drei
Boten.
1817
Das städtische Hirtenhaus auf dem Rosengarten wird verkauft. Das
Hirtenhaus der Domfreiheit stand an der Georgenmauer 14. Die Mitwirkung
der Bürgerschaft bei der städtischen Verwaltung wird in Verbindung
mit der preußischen Städteordnung geändert. Die Stelle
der früher vom Rate ernannten Gassenmeister und Rechenherren, die
als Vertreter der Bürgerschaft galten, übernahmen nun 18 von
den Bürgern selbst gewählte "Repräsentanten",
für jedes der 6 Stadtquartiere drei. Erster Oberbürgermeister
seit Einverleibung der Stadt in den preußischen Staat wird Johann
Franz Rasch (1751-1828). Er ist seit 1779 im Rat und hat sich bei der
Umgestaltung der städtischen Verwaltung große Verdienste erworben.
1818
Für die Gesamtstadt (einschließlich des kapitularischen Bereichs)
wird ein Stadt-Polizeiamt unter Leitung des Landrats Carl Peter Lepsius
eingesetzt. Zu dem Amt zählen noch vier Polizeidiener. An der Saale
zwischen Roßbacher Fähre und Krummer Hufe werden Badeplätze
unter Aufsicht des Fischers Samuel Kaiser abgesteckt. 1820 erhält
auch der Hallesche Anger einen Badeplatz mit zwei Badehäusern. 1826
werden Badehäuser für Damen und Herren gebaut, ab dem folgenden
Jahr wird nur noch am Halleschen Anger gebadet. 1858 entsteht die bekannte
Badeanstalt von "Bade-Kaiser" bei Grochlitz. Die Peter-Pauls-Messe
erlebt nochmals einen bedeutenden Höhepunkt. Insgesamt werden 22.000
Tonnen Meßgüter gezählt. Ein Jahr später sind es
nur noch 6.400 Zentner.
1819
Gründung des "Thüringisch-Sächsischen Geschichtsvereins"
auf Burg Saaleck. Initiator ist der Naumburger Jurist Carl Peter Lepsius.
Der Verein zählt zu den ältesten historischen Vereinen Deutschlands.
Bis 1823 ist Naumburg Vereinssitz.
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