1820
Der bisherige persönliche Feuerwachdienst der Bürger wird aufgehoben
und vier besondere ständige Feuerwächter für den Dienst
innerhalb der Stadtmauern angestellt. 1844 werden die sogenannten "Feuerkompagnien"
aufgelöst. Die preußische Maß- und Gewichtsordnung von
1816 tritt an die Stelle der Sächsischen, ebenso wird die preußische
Hypothekenordnung eingeführt. Umbau der alten Dompropstei zum Oberlandesgericht.
Eine größere Instandsetzung der baufälligen Propstei ging
schon 1540 voraus, 1751 mußte es aber durch ein neues Propsteigebäude
ersetzt werden.
1821
Nach Abbruch des alten Jakobstores werden an dieser Stelle neue Kontrollhäuser
errichtet. Bis zur Aufhebung der Mahl- und Schlachtsteuer (1875) dienen
die Häuser auch als Wohnung für den Torschließer und den
Steuerbeamten. 1904 werden die klassizistischen Torbauten am östlichen
Abschluß der Jakobstraße abgebrochen und der Platz neu gestaltet.
In dem Jahr wird auch das alte Herrentor und die davor liegende Herrentorbrücke
abgebrochen. Gleichzeitig werden die dortigen Grabenbereiche verfüllt.
Gründung der "Literaria". Sie ist nach dem "Thüringisch-Sächsischen
Geschichtsverein" der älteste Verein Naumburgs. Die Anregungen
zur Gründung der "Literaria" gehen auf den Regierungsrat
Carl Peter Lepsius zurück. Den Hauptzweck der Vereinszusammenkünfte
bezeichnet er neben "geschichtlich-antiquarischen Mitteilungen Vorträge
über Gegenstände von allgemeinem Interesse aus dem ganzen Gebiete
der Literatur und Kunst." Professor Wernsdorf, Rektor der Domschule,
wird erster Vereinsvorsitzender, ihm folgt von 1833 bis 1837 Lepsius selbst.
1822
Umgestaltung des Stadtgottesackers. Dabei werden die alten Schwibbögen
abgebrochen, neue Wege eingerichtet und ein neuer Eingang angelegt. Auch
der aus dem 16. Jahrhundert stammende "Predigtstuhl" (Kanzel)
wird beseitigt.
1824
Das städtische Theater wird aufgelöst und die Vorhänge,
Dekorationen und Kulissen zur Versteigerung ausgeschrieben. Im Oktober
des Jahres erfolgt der Abbruch des alten Salztores und der Salztorbrücke.
Der dortige Graben wird bis zum Reußenplatz verfüllt. Das Salztor
war das stärkste Bollwerk der Stadtbefestigung. 1545 hat es Hans
Witzleube, der Baumeister des Rathauses, aus Steinen des aufgelassenen
Georgenklosters errichtet.
1825
Umbau des baufälligen Schauspielhauses vor dem Jakobstor zu einem
Wohnhaus. Auch an der Fabrik des bekannten Spielkartenfabrikanten Sutor
wird gebaut, daneben die topfmarktschule erweitert und der Marktbrunnen
instandgesetzt. Mit Vertrag vom 4. Juli wird den sich in Naumburg aufhaltenden
Juden ein Platz vor den Toren der Stadt zu Beerdigungszwecken zugewiesen.
Die Vereinbarung wurde aber schon bald wieder gelöst, nachdem der
Vorstand der Synagogengemeinde Halle das Eigentumsrecht an dem Friedhof
vergeblich für sich beansprucht hatte.
1826
Die Provinzial-Gewerbeschule wird nach Naumburg verlegt und am 16. November
in der topfmarktschule eröffnet. Durch die Überwölbung
der Mausa (seit 1825) von der alten Brücke gegenüber der Schulstraße
bis zur Moritzgasse entsteht eine neue Straße "An der Mausa",
der späteren Kanal- bzw. Freiburger Straße. Die städtische
Beleuchtung zählt in dem Jahr 35 Laternen mit insgesamt 95 Flammen.
Die im Auftrage des Naumburger Stadtrates 1532 gemalten sogenannten Cranachbilder
werden erstmals umfassend in der Werkstatt von L. J. Demiang restauriert.
1829
Nach der neuen "Budenordnung" werden die topfmarktbuden aus
der Herrenstraße auf den Lindenring, die Meßbuden der Jakobstraße
auf den Markt und Holzmarkt verlegt. Erlaß einer neuen Feuerordnung,
wonach die Neuanlegung von Stroh- und Schindeldächern verboten wird.
Das Kantorat der Dom- und Stadtkirche erhält der Musiker und Komponist
Otto Claudius (1794 - 1877). 1840 erhält er den Titel "Musikdirektor"
und seit 1847 ist er Vorsitzender des "Sängerbundes an der Saale".
Claudius hat zahlreiche Klavierstücke, Messen, Kantaten, Motetten
und Lieder geschrieben, mehrere Opernstücke verfaßt und die
Texte hierzu auch selbst geschrieben. Mit Richard Wagner hat er in Briefwechsel
gestanden.
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